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„Hochlöblich musizieret“ – Rudolstadt 2015

Unter dem Motto „Hochlöblich musizieret“ machte Barock.Musik.Fest! vom 15. bis 17. Mai 2015 in Rudolstadt Station. Mehr als 600 Besucher erlebten in zehn Veranstaltungen international renommierte Spezialisten der historischen Aufführungspraxis, die gemeinsam mit angesehenen Musikern aus der Region die Musiktradition und Stadtgeschichte der thüringischen Residenzstadt zu klingendem Leben erweckten. Neben mehreren Konzerten, die das hohe Niveau höfischen und geistlichen Musizierens im Rudolstadt des 17. und 18. Jahrhunderts belegten, ergänzten Führungen zu den Musikbeständen der dortigen Archive, musikbezogene Stadt- und Schlossbesichtigungen und ein Festgottesdienst mit der Aufführung einer Kantate von Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714), der die kleine Residenzstadt als Kapellmeister zu einem Zentrum musikalischen Lebens entwickelt hatte, das abwechslungsreiche Festivalprogramm.

Rudolstadt kann auf eine reiche barockmusikalische Tradition verweisen. Eine leistungsstarke Hofkapelle, 1635 in der Regierungszeit Graf Ludwig Günthers I. von Schwarzburg-Rudolstadt erstmals erwähnt, sorgte für ein reiches und weltoffenes Musikleben am Hof. Angesehene Komponisten, wie Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714) und Georg Gebel (1709-1753), deren Meisterwerke in jüngster Zeit wiederentdeckt werden und in die Kirchen und Konzertsäle unserer Zeit zurückkehren, wirkten in der thüringischen Residenzstadt. Ein besonderes historisches Ereignis bestimmte darüber hinaus das Festivalprogramm 2015: Das „Hochlöbliche Beylager“ von 1638. Graf Ludwig Günther I. heiratete am 4. Februar Aemilie Antonia von Oldenburg-Delmenhorst, und alle Welt sollte sehen, dass der kleine Hof in Rudolstadt kulturpolitisch in der großen Welt mitspielen wollte und – konnte. Zur musikalischen Ausgestaltung der mehrtägigen Festlichkeit zog man aus Arnstadt, Gera, Eisenach und Kranichfeld zusätzliche Trompeter hinzu; aus Blankenburg, Saalfeld und Ilmenau bestellte man „Spielleuthe mit geigen […] Zincken, und Posaunen, sambt den Dulcianen“. Hoforganist Werner Franck schlug mehr als 220 Kompositionen für die Festivitäten vor, deren Schöpfer nichts weniger als das „Who is Who“ der damaligen Musikszene darstellten.

Ein besonderer Höhepunkt des Festivalprogramms war daher das Eröffnungskonzert mit dem Ensemble WESER-RENAISSANCE BREMEN unter der Leitung von Manfred Cordes. In der Stadtkirche St. Andreas führten die Sänger und Instrumentalisten des Klangkörpers, allesamt hochkarätige Spezialisten für die Musik des 17. Jahrhunderts, geistliche und weltliche Werke auf, die nachweislich bei dieser Hochzeitsfeier im Jahr 1638 musiziert wurden. Die Chursächsische Capelle Leipzig zauberte am Samstagabend (trotz einiger Regentropfen) ein genussvolles und abwechslungsreiches Wandelkonzert. Höhepunkte dabei waren die Erstaufführungen zweier Kantaten von Erlebach und Georg Gebel und der stimmungsvolle Abschluss im Festsaal der Heidecksburg. 

Dr. Christina Siegfried, Künstlerische Leiterin der Tage Mitteldeutscher Barockmusik, freut sich über die erneut gute Publikumsresonanz auf die musikalischen Angebote und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern in Rudolstadt, die das Musikfest, für das Bürgermeister Jörg Reichel die Schirmherrschaft übernommen hatte, zu einem Erfolg werden ließ. Musikbegeisterte Besucher aus Rudolstadt und zahlreiche angereiste Musikfreunde lobten das hohe Niveau des gebotenen Festivalprogramms, das jeweils im Frühjahr die barocke Musiktradition einer anderen mitteldeutschen Region beleuchtet.

© Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.

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