Mein erster Kontakt zur MBM geht auf deren zweites oder drittes Jahr
zurück. Für die Batzdorfer Hofkapelle wollten wir Fördergelder
beantragen, weil die neu gegründete MBM für den Themenbereich der
Projekte Alter Musik in Mitteldeutschland nunmehr die erste
Ansprechpartnerin war. Das Bemühen, den Kulturschatz in den drei
mitteldeutschen Ländern zu bewahren, die Archive zu erschließen und die
Aktivitäten darum zu koordinieren und zu bündeln, hatte ja 1994 zur
Gründung der MBM geführt. Von da an galt und gilt bis heute, dass
förderwürdige Projekte eine mehr als regionale Bedeutung aufweisen
müssen. In den Anfangsjahren wurde allerdings noch zwischen A- und
B-Projekten unterschieden, wobei letztere versuchten, auch eher lokale
Veranstaltungen zu unterstützen. Seit die B-Projekte entfallen sind,
gehen diese Aktivitäten nun leer aus – soweit sie überhaupt noch
stattfinden können. Vorangegangen waren dieser Entscheidung
Unstimmigkeiten zwischen den Geldgebern und dem Präsidium wie der
Geschäftsstelle der MBM am Ende der ersten Dekade der 2000er Jahre.
Dabei wurde von außen in die Strukturen der MBM eingegriffen und
vorgegeben, dass nur noch Projekte von quasi nationaler Bedeutung
gefördert werden. Die kulturelle Vor-Ort-Arbeit fiel aus dem Raster; die
kulturelle Basis wird damit nicht mehr unterstützt, was langfristig
Folgen haben wird, da auch die großen, renommierten Ensembles meist aus
dieser hervorgegangen sind. Doch derzeit finden die ‚Einsteiger’ keinen
Ansprechpartner mehr beziehungsweise müssen mühsam nach den wenigen noch
vorhandenen Nischen suchen, die etwa die ‚Kulturraum’-Gelder bieten.
Das
ursprüngliche Anliegen der MBM war eben insbesondere die Quellen zu
erforschen, wissenschaftlich aufzuarbeiten und die Ergebnisse zu
publizieren und möglichst auch zum Erklingen zu bringen. Die Förderung
der Strukturen, aus denen musikalisches Leben erwächst, stand aufgrund
der primär wissenschaftlichen Ausrichtung nicht im Vordergrund. Dabei
wäre auch dieser Ansatz denkbar gewesen, indem man etwa die Gründung von
Ensembles hätte fördern können. Derzeit geschieht eher das Gegenteil:
Aufgrund fehlender Mittel brechen Ensemblestrukturen auseinander. Man
muss konstatieren, dass wir hier in Sachsen kein festes Orchester für
Alte Musik haben wie beispielsweise das Freiburger Barockorchester oder
die Berliner Akademie für Alte Musik. Unsere Batzdorfer Hofkapelle
besteht zwar seit 1993, und das in einer sehr stabilen personellen
Zusammensetzung, aber wir haben mit circa zehn Projekten im Jahr zu
wenige, um als stehendes Orchester bezeichnet werden zu können. Dessen
Definition wäre ganz pragmatisch die, dass die beteiligten Musiker dort
so viel verdienen, dass sie ihre anderen Aktivitäten danach ausrichten
können.
Die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Politik soll sich zum Teil
wohl kompliziert gestaltet haben; es hing vermutlich immer davon ab,
wie die Gremien personell gerade bestückt waren. Mir scheint, derzeit
haben wir gute, konstruktive Kontakte. In der Vergangenheit hat es dem
Vernehmen nach aber auch Phasen gegeben, in denen insbesondere die
Vertreter des Bundes so etwas wie Eventcharakter als Maßstab für ihre
Entscheidungen setzten. Immerhin hat sich die MBM nun über zwei
Jahrzehnte permanent der Verantwortung gestellt, mit den Fördergeldern
verantwortlich umzugehen. Diese Kontinuität ist die eigentliche Leistung
der MBM-Geschichte: Sie hat ein Verwaltungsgebilde geschaffen, dem es
gelingt, die Gelder sinnstiftend einzusetzen.
Für die Hofkapelle kann
ich mit Dankbarkeit feststellen, dass wir etliche Projekte in einer
unkomplizierten, angenehmen Zusammenarbeit mit der MBM gestalten
konnten, darunter auch solche, die wir ohne deren Unterstützung gar
nicht angegangen wären. Sich eine Idee auszudenken und dann von außen
Hilfe zu deren Verwirklichung zu bekommen, ist schon eine tolle Sache.
Ich möchte aber betonen, dass wir in der Regel nur 50% dessen, was an
Mitteln erforderlich war, bekommen haben, d.h. völlig sorgenfrei konnten
wir damit noch nicht arbeiten; ein Restrisiko blieb immer. Aber da
rechnet die MBM wohl einfach damit, dass ihre Antragsteller von den
Projekten so besessen sind, dass sie die Realisierung trotz dieses
Risikos voran treiben!
Wenn ich eine Zusammenarbeit herausgreifen
müsste, würde die Wahl wohl auf das Dafne-Projekt fallen, das wir 2012
beim Heinrich-Schütz-Musikfest zunächst in Gera und dann noch in
Dresden, Altenburg, Torgau, Weißenfels sowie hier auf Schloß Batzdorf
aufgeführt haben, auch wenn wir dazu ‚nur’ den musikalischen Anteil
beigesteuert haben und die szenische Umsetzung bei anderen Partnern lag.
Von den szenischen Produktionen, die seit 20 Jahren jeden August hier
im Schloss stattfanden, haben wir uns im letzten Jahr übrigens auch
verabschiedet. Aus unserem bisherigen Musiktheaterfestival wird nun ein
reines Musikfestival, d.h. wir legen unser Hauptaugenmerk nun aufs
Musikmachen und nicht mehr darauf, Musik zu einer Opernproduktion zu
liefern. Es bleibt abzuwarten, wie unser Stammpublikum, das bislang vor
allem aus Dresden, Leipzig und Berlin anreiste, darauf reagiert.
Für
die MBM sehe ich als Herausforderung in der Zukunft vor allem, dass sie
eine weitere Mittelkürzung verhindern muss und im Idealfall dafür sorgt,
dass der Haushalt wieder wächst. Und dass sie auch wieder bereit ist,
ein paar ‚kleinere Brötchen zu backen’: Ein Programm zu machen, einfach
weil es schöne Musik ist, muss doch nicht zwangsläufig weniger
anspruchsvoll sein, als ein unbekanntes Werk oder einen neu entdeckten
Komponisten aufzuführen ...
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